Zielsetzungen und Absichten der Akteure

Akteure, welche kritische Inhalte sähen verfolgen unterschiedlichste Zielsetzungen und Absichten.

  1. Regime-orientierte Länder – Ausübung von Zensur durch weiche Methoden der Repression mit dem Ziel, die politische Stimmung innerhalb der Bevölkerung zu beeinflussen oder zu kontrollieren. Wird dem Individuum die Möglichkeit der Opposition gegeben, um sich mit anderen Akteuren zu organisieren kann dies zu einer potenziellen Gefährdung bestehender Machtstrukturen führen – siehe Kapitel 18.3 – Ausgangssituation in autokratischen Systemen.
  2. Terroristische Gruppen – Erzeugung von Angst und Verunsicherung von Menschen mit dem Ziel demokratische und entwickelte Gesellschaftsstrukturen zu destabilisieren. Die Wirkung von Extremismus ist nicht auf die Region begrenzt, in der, ein Konflikt ausgetragen wird, sondern überschreitet jede Ländergrenze. Ein wesentliches Ziel dieser Akteure ist es neue Anhänger und Soldaten zur Kriegsführung gegen die Menschheit zu rekrutieren.
  3. Populismus – Seit einigen Jahren auch in pro-demokratischen Gesellschaften mit einem entwickelten politischen Werte- und Moralsystem zu beobachten. Ein wachsender Teil der Bevölkerung nimmt an der anonymisierten oder verdeckten Hassrede und der Verbreitung oder Streuung von Falschinformation teil.

Die Gemeinsamkeit ist es sich eines mächtigen Werkzeugs zu bedienen, um eine maximale Wirkung und Aufmerksamkeit der verfolgten Ideologie beim Zielpublikum zu erreichen.

Die Menschen, die an diesen Handlungen oder Bewegungen wirken teilen oft eine gleiche politische Gesinnung oder eine politische oder soziale Unzufriedenheit.

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Der durchschnittliche Nutzer erkennt oft nicht die weitreichende Wirkung der in Social-Media angewendeten Verfahren, welche durch eine Interaktion (Wertung oder Kommentar) mit einem bestehenden Inhalt erlaubt hervorgerufen werden. Der Nutzer unterschätzt, dass eine einfache Interaktion mit rassistischen oder fremdenfeindlichen Inhalten das eigene, in die digitale Welt abgebildete soziale Gefüge in einer Art und Weise kontaminiert, dass bestehende Freundschaften oder Beziehungen aufgehoben werden. Ein Eintritt in die soziale Isolation findet statt. Populistische Gruppierungen missbrauchen diese Situation, um das Werte- und Meinungsbild des Betroffenen zur Förderung der eigenen Ideologie zu nutzen – siehe Kapitel 18.2 – Ausgangssituation in demokratischen Gebilden.

Die vorliegende Ausarbeitung diskutiert weder die Motivation noch die Zielsetzung der Akteure im Detail. Ein Leser, der ein besonderes Interesse dieser Argumentation aufweist, wird auf das abschließende Kapitel der vorliegenden Ausarbeitung verwiesen. In der in diesem Kapitel eingebundenen Tabelle, werden Referenzen zu mehreren externen Ausarbeitungen dargestellt, welche ergänzend zu der vorliegenden Ausarbeitung erstellt wurden.

Gemeinsame Agenda der Akteure

Gemeinsame Agenda der Akteure#

Die gemeinsame Agenda dieser Akteure besteht in der Maximierung der Reichweite eigener Kampagnen, welche kritische Inhalte transportieren. Um den größten Distributionsradius im sozialen Gefüge zu erreichen, wenden diese mehrere Strategien bzw. Wellen der Distribution an.

Initiale Veröffentlichung / Kanalisierte Verteilung

Initiale Veröffentlichung / Kanalisierte Verteilung#

Der Akteur (Autor), der in erster Linie für die Erstellung und Verbreitung der Inhalte verantwortlich ist. Verfügt der Autor über eine umfangreiche Community, welche den Inhalte- oder Nachrichtenkanal abonniert wird der folgende Zwischenschritt nicht bedingt – eine wiederholte Veröffentlichung verstärkt den Verteilungsgrad ohne das Zutun des Autors. Umfasst die erreichbare Community eine nur sehr geringe Anzahl an Teilnehmern, verfolgt der Autor die kanalisierte Verteilung um den Inhalt im Sichtbereich einer größeren Community zu positionieren. Der Autor versucht den Inhalt in etablierten Nachrichtenkanälen vorzuschlagen in denen die Community dem identischen oder einem ähnlichen dem Inhalt zugeordneten Themenfeld entspricht. Der Autor des Inhalts erreicht den sogenannten 1st level Follower aufgrund übereinstimmender Interessen.

Wiederholte Veröffentlichung

Wiederholte Veröffentlichung#

Der in einer Community eingebundene Akteur zeigt Interesse am Inhalt und führt eine Bewertung (Interaktion) des Inhalts aus. Aufgrund der folgenden Beschreibung führt jeder in der Community eingebundene Teilnehmer, der eine Interaktion mit dem Inhalt ausführt die Rolle des Vervielfältigers aus.

  1. Jeder Teilnehmer einer Gruppe, der ein gemeinsames Interesse zum Inhalt des Autors aufweist, ist mit dem Autor direkt verbunden (1st level Follower).
  2. Jeder Teilnehmer dieser Gruppe weist ein jeweils beträchtliches Kontaktnetzwerk oder soziales Gefüge auf, welches verschiedenste Akteure etwa Familie, Freunde oder Kollegen umfasst. Im Durchschnitt verfügt jeder Nutzer im bekanntesten sozialen Netzwerk „Facebook“ über 342 Kontakte. Aus der Perspektive des Autors wird jeder Kontakt, der nicht unmittelbar mit diesem in Verbindung steht, als n-level Follower bezeichnet. Kontakte die im sozialen Gefüge des 1st level Follower stehen werden aus der Perspektive des Autors demnach als 2nd level Follower. Der vom Autor veröffentlichten Inhalt und das Sichtfeld des 2nd level Followers sind nur durch einen Interaktionsschritt voneinander entfernt.
  3. Mehrere Akteure die Inhalte des Autors über ein Abonnement wahrnehmen (1st level Follower) interagieren versehentlich oder bewusst mit dem vom Autor veröffentlichten Inhalt. -> Interagiert ein Akteur aus der Gruppe der 1st level Follower mit dem (kritischen) Inhalt des Autors, übermittelt der Betreiber der Plattform ein Signal an die im sozialen Gefüge eingebunden Kontakte (2nd level Follower).
  4. Das Ziel der Signalisierung ist, die Aufmerksamkeit der im sozialen Gefüge eingebundenen Teilnehmer anzuregen, indem auf Aktivitäten oder Reaktionen gegenüber Inhalten oder Personen hingewiesen wird, welche möglicherweise mit dem eigenen Interesse übereinstimmt.

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Innerhalb einer Social-Media Anwendung diese Art wird diese Signalisierung als Feedback-Loop bezeichnet und ist explizit darauf ausgerichtet, eine virale Verteilung von Inhalten zu erreichen. Die virale Distribution von Inhalten wird erreicht, indem der Inhalt von Anfang an von unabhängigen Teilnehmern wahrgenommen wird und durch das Interesse dieser in das soziale Gefüge dieser eintritt und weiter propagiert wird. Die virale Verbreitung eines Inhalts wird beim 1st level Follower eingeleitet und durch die erhebliche Anzahl an Teilnehmern verstärkt, welche als 2nd level Follower wirken.

Direkte Re-Distribution

Direkte Re-Distribution#

Der Akteur versucht eine positive Reputation von einer großen Nutzerbasis aufzubauen, indem zunächst nur Inhalte mir hoher Integrität an Wahrheitsgehalt verteilt werden. Der Akteur erzeugt zunehmend mehrere Nutzerprofile. Der Akteur ändert sein Verhalten schrittweise, welche Art von Inhalten über seine Nutzerprofile veröffentlicht werden. Wurden anfangs noch unkritische Inhalte veröffentlicht werden diese zunehmend mit kritischen Inhalten vermischt.

Durch halb- oder vollautomatisierte Verfahren werden isolierte oder unabhängige Distributionsvektoren gebildet, denen der durchschnittliche Nutzer irrtümlicherweise folgt. Der Akteur verwendet diese Art von Technologien etwa Social-Bots, um die Nutzprofile, welche durch den Akteur kontrolliert werden untereinander zu verknüpfen, mit dem Ziel einen verdeckten Transit zur Verteilung der Inhalte aufzubauen.

Der durchschnittliche Nutzer folgt der Aktivität dieser Nutzerprofile, ist aber aufgrund der unbekannten oder anonymen Angabe der Quelle nicht unmittelbar in der Lage, die Motivation eines Autors zu bestimmen. Mehrere Nutzerprofile delegieren die Inhalte in einer Art und Weise, welche zu künstlichen Strukturen führt welche die Identität und Wirkung des Autors schrittweise verbergen.

Ein typisches Merkmal dieser Re-Distributionsstrategien ist die Hyperaktivität des Engagements. Die folgenden Verteilungsstrategien zeigen diese Art von Verhalten.

  1. Semi-autonome Distribution – ausgeführt vom Menschen, welcher eine Interaktion mit ähnlichen Inhalten ausführt. Die Aktivität wird in einer für den Menschen ungewöhnlich hohen Frequenz wiederholt.
  2. Voll-autonome Distribution – ausgeführt von einer Software-basierten Technologie, welche eine Aktivität zu gleichen oder ähnlichen Inhalten durch die Automatisierung der Interaktion erreicht. Die Fähigkeit einer Maschine, einfache Aufgaben in einer wiederholenden Art und Weise auszuführen übertrifft seit langem der Fähigkeit des Menschen.

Diese Indikatoren werden im Projekt als Messgröße verwendet, um die Reputation einer Identität zu erfassen. Umgekehrt beschränkt eine schlechte Reputation den Distributionsradius um als Folge der kontrollierten und zielgerichteten Streuung von kritischen Inhalten entgegenzuwirken.

Indirekte Re-Distribution

Indirekte Re-Distribution#

Der Akteur, der eine publizistische Arbeit ausführt, greift die Falschinformation auf und versucht diese im besten Fall zu korrigieren. Das Ergebnis wird über alltägliche Medienformate wie Fernsehen, Radio oder Zeitung an den Nutzer verteilt, der selbst nicht aktiv in digitalen Medienformaten etwa von Social-Media teilnimmt.

Leider gibt es mehrere Varianten von redaktioneller Ausrichtung oder Tendenz (Bias), einschließlich des Sensationsjournalismus. Der Sensationsjournalismus verfolgt durch die im Folgenden dargestellten Aspekte eine möglichst umfangreiche Leserschaft zu erreichen.

Der Sensationsjournalismus ist eine Art von redaktionellem Vorurteil, welches gezielt mit Vermutungen, Übertreibungen und Halbwahrheiten arbeitet. Die Themen des Sensationsjournalismus können aus allen Bereichen kommen.

Der Sensationsjournalismus erfüllt nicht den Auftrag der objektiven Informationsübermittlung und bedient gezielt Vorurteile. Das Genre bewegt sich häufig am Rande des Rufmords und macht nicht vor der Diffamierung von Personen, Gruppen oder Organisationen halt. Daher wird Sensationsjournalismus von vielen Journalisten als unseriös und pietätlos empfunden und abgelehnt.

Das menschliche Bewusstsein reagiert auf Inhalte, welche sich vom medialen Hintergrundgeräusch abheben. Der Sensationsjournalismus verfolgt das Ziel die Sensationsgier des Lesers zu wecken.

Im Kontext der kontrollierten und zielgerichteten Verbreitung oder Streuung von kritischen Inhalten ermöglicht diese Art von Journalismus einen weiteren Distributionspfad, indem oftmals beliebte und angesagte Inhalte aus Social-Media Plattformen aufgegriffen werden, um auch die Wahrnehmung von Menschen zu beeinflussen, welche diese Art von digitaler Technologie im Wesentlichen ignorieren. Eine vollständige Distributionskette für kritische Inhalte entsteht, welche sämtliche Lebensbereiche des Menschen durchdringt, indem die online- mit der offline-Welt verschmolzen werden.

Diese Art des ausgeführten Journalismus und die hohe Frequenz der täglichen, sich in unterschiedlichen Medien kontinuierlich wiederholende Berichterstattung fördert die Ungewissheit beim Einzelnen.

Durch eine vereinfachte und stumpfe Argumentation werden Ungewissheit beim Einzelnen geschürt; die Grundstimmung des Individuums wird selbst in entwickelten Gesellschaften beeinflusst.